Gewitter

Definition

Das Lexikon der American Meteorological Society (AMS) definiert Gewitter wie folgt:

Im Allgemeinen ein lokal begrenzter Schauer, der ausnahmslos von einer Cumulonimbuswolke erzeugt und immer von Blitz und Donner begleitet wird, gewöhnlich mit starken Böen, heftigem Regen und manchmal gemeinsam mit Hagel.

In den Wettervorhersagetexten findet man davon abweichende Begrifflichkeiten, bisweilen irreführend interpretiert:

Gewittrige Schauer

Damit sind Regenschauer gemeint, die nur gelegentliche Blitze hervorbringen und kaum oder keine unwetterartigen Begleiterscheinungen. Bei den wenigen Blitzen handelt es sich allerdings überwiegend um Wolke-Erde-Blitze, die entsprechend eine Gefahr für Personen im Freien darstellen. Ein weit größeres Problem ist jedoch, dass auch Wetterlagen mit Unwetterpotential in den Medien als „gewittrige Schauer“ verharmlost werden. Der Klassiker sind Luftmassen mit geringer Labilitätsenergie, aber stark geschertem Windfeld. Dann kann es sehr wohl kräftige Gewitter mit erhöhtem Sturmpotential geben.

Wärmegewitter (auch: Luftmassengewitter)

Die Annahme hierbei ist, dass sich innerhalb einer  einheitlich aufgeheizten Luftmasse scheinbar zufällige (und damit unvorhersagbare) einzelstehenden Gewittertürme bilden. Sie bleiben oft ortsfest, bevorzugt im hügeligen oder gebirgigen Terrain, und sind daher anfällig für lokalen Sturzregen. Eine typische Wetterlage ist ein stabiles Hochdruckgebiet im Hochsommer, welches hochreichende Konvektion großräumig unterdrückt.

Wärme- oder Luftmassengewitter entstehen jedoch niemals zufällig, sondern sind häufig an kleinräumige Konvergenzen am Boden gebunden, etwa Outflow Boundaries vorangeganger Gewitter oder Drylines. Zumindest findet man in allen Fällen in höheren Luftschichten ein mehr oder weniger ausgeprägtes Drucksignal (thermischer Trog, Trogachse). Üblicherweise wird dazu die 500 hPa-Druckfläche betrachtet. Meine Erfahrung zeigt mir, dass es sinnvoll ist, auch 300 hPa genauer zu betrachten, wenn es sich um eine gradientschwache Wetterlage handelt.

Begünstigt ist generell mäßig steil geneigtes Hügelland, bestenfalls konkav geformten Bergzügen (z.B. mehrere Seitentäler, die am Gipfel zusammenlaufen), wie man es in Österreich in den Fischbacher Alpen, im Wechsel sowie im Mühl- und oberen Waldviertel vorfindet. Das Gelände ist zudem oft bewaldet, sodass durch Niederschlag und Verdunstung erhöhte Feuchte gespeichert werden kann und aufwärts gerichtetete Luftströme diese Feuchtequelle anzapfen. Außerhalb Österreichs sind Südtirol, Bayerwald, Erzgebirge und Schwarzwald für Wärmegewitter prädestiniert.

Frontgewitter

Sozusagen das Gegenstück zu Luftmassengewittern sollen Frontgewitter darstellen. Diese treten allerdings selten direkt an der Kaltfront auf, sondern viel häufiger vorlaufend. Im Gegensatz zu isolierten Wärmegewittern ist das Drucksignal bei Frontgewittern deutlicher und die Vorhersagbarkeit meist seriöser. Ein Kaltfrontdurchgang mit markantem Luftmassenwechsel geht meist mit starkem Höhenwind einher, welcher die Gewitter zu einer Linie verschmelzen lassen kann. Dann ist das Windrisiko am größten. Bei schwächerer vertikaler Windscherung wächst das Starkregen- und Hagelrisiko.

Gewittriger Starkregen

Hauptunterschied zu anderen Gewittern: Es handelt sich um flächigen Regen, der zwar gebietsweise schwächer ausfallen kann, aber nicht gänzlich aufhört, und sonstige Begleiterscheinungen wie Hagel/Sturm untergeordnet sind. Gelegentlich blitzt es aus dem Amboss, das ist typischer, gewittriger Starkregen.

Die Wetterlage von Ende Oktober 2018 über den Südalpen mit Rekordniederschlagsmengen und schweren Überflutungen war von andauerndem gewittrigen Starkregen gekennzeichnet. Der Ablauf ist immer ähnlich: Über der Poebene und Friaul-Venezien entstehen bei kräftiger Südströmung einzelne, heftige Gewitter mit der ganzen Bandbreite an Unwettererscheinungen (sintflutartiger Regen, Großhagel, Sturm, Tornados). Das notwendige Feuchteangebot liefert die warme Adria, die Klimaerwärmung sorgt für einen Überschuss an niederschlagbaren Wasser. Stromabwärts über den Alpen wird die Luft im Südstau weiter gehoben und regnet sich als gewittriger Ambossregen ab. Weil die Gewittertätigkeit über dem italienischen Tiefland immer wieder angefacht wird, hält der Starkregen an.