Heute konnte man auf dem höchsten Gipfel der Gutensteiner Alpen, der Reisalpe (1399m), neben einer phantastischen 360°-Fernsicht auch ein hierzulande nicht allzu häufig beobachtbares Wetterphänomen sehen: Eine Fata Morgana.
Bild 1: Ausblick nach Osten bis nach Wien. Der 220m hohe DC Tower 1 in 60km Entfernung ist deutlich in Bildmitte zu sehen. Im Vordergrund rechts vor den beiden Schornsteinen Bierhäuslberg und Parapluieberg in den Rodauner Bergen als Orientierungspunkt. Im Hintergrund sieht es aus, als ob die Kleinen Karpaten aus einzelnen Zweitausendern bestehen würden. Der Kegel rechts ist die Vysoká (754m) in 126km Entfernung, der schmälere links der Vápenná (Rachsturm, 716m) und am linken Bildrand wäre noch der Scharfenstein/Zaruby (768m), der höchste Berg der Kleinen Karpaten zu sehen.
Bild 2: Ausblick nach Westen zum Hausruck, einem durchschnittlich 600-700m hohen Mittelgebirge in Oberösterreich, satte 155km Luftlinie entfernt und wegen der geringen Höhe oft unter einer Dunstschicht verborgen. Auch hier sehen die Erhebungen deutlich verzerrt aus, sie wirken eher wie der Amboss einer Gewitterwolke.
Bild 3: Blick über die Hinteralm (1311m) nach Nordwesten zum Lichtenberg (927m, 115km) ganz rechts. Links ein eigenartiger Aufsatz, der sich wie bei den anderen Bildern erst zuhause als Luftspiegelung entpuppt. Er sitzt exakt über dem Großarmberg (685m, 115km).
Die markante Dunstschicht in den Niederungen mit der extrem klaren Luft darüber lässt an einem Wintertag nur eine Schlussfolgerung zu, und zwar, dass wir es mit einer ausgeprägten Inversionslage zu tun haben.
Bild 4: Wetterballonaufstieg von Wien/Hohe Warte, Quelle: Ertel
Auffallend ist hier die wenig ausgeprägte Temperaturinversion und vielmehr die extrem trockene Schicht in Höhen zwischen 600 und 1000m mit Taupunkten unter -40°C.
Um 10 Uhr registrierten die Bergstationen im Norden Österreichs
- +0,2°C über -23,1°C auf der Rax (1550m)
- +1,0°C über -30,1°C am Semmering-Hirschenkogel (1332m)
- +4,6°C über -27,2°C am Jauerling (961m)
Das gleiche Wetterphänomen wurde am 11. Februar 2015 am Fichtelberg beobachtet. In diesem Blogeintrag ist die Ursache der Luftspiegelung sehr schön beschrieben:
Diese entsteht durch die Krümmung von Lichtstrahlen an der Inversionsschicht. Denn an dieser ändert sich aufgrund des Temperatursprungs auch die Luftdichte und damit der Brechungsindex. Das Sichtziel erscheint also nicht nur einmal am Horizont, sondern ein zweites Mal in den Himmel gehoben oder weitere Male darüber. Bei wabernden Luftschichten kann ein entferntes Objekt bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden. Nicht selten erscheinen durch gekrümmte Lichtstrahlen auch Berge über dem Horizont, die aufgrund der Erdkrümmung sonst nicht sichtbar sind.