(Artikel ursprünglich veröffentlicht am 28. März 2013)
Im Spätwinter 2012/2013 bildeten sich an der Vorderseite eines breiten Trogs über Frankreich teils kräftige Schneeschauer über dem Bayrischen Alpenvorland, die in dieser Intensität nicht vorhergesagt waren.
Die GFS-Reanalysis vom 28.03.2013, 07 MEZ, zeigt die Entwicklung eines eng begrenzten Jetstreaks (70-80kt in 300 hPa) über Süddeutschland und damit einhergehend eine schwach diffluente Höhenströmung.
Der Mitteleuropaauschnitt mit der pseudopotentiellen Temperatur, die sowohl Temperatur wie auch Feuchtegehalt enthält, zeigt eine schmale Zunge erhöhter Werte von Ostfrankreich bis Südbayern. Das Bodentief befindet sich über dem Mittelmeer. Der Staukeil über der Alpensüdseite sorgte für ein kurzes Südföhnereignis.
Die Labilitätskarten deuten geringe Labilitätsenergie (< 100 J/kg) an, CAPE war jeweils > 0. Der Lifted Index ist deutlich positiv, wenn auch relativ niedriger als in der Umgebung. Mit dem Warmlufteinschub ging also eine schwache Labilisierung der Luftmasse einher.
Das Luftmassen-RGB zeigt den Verlauf der Jetachse (gelb), nördlich davon in der Kaltluft stabile Luftmassen mit flächig niedrigen Wolkenobergrenzen unter Hochdruckeinfluss (Emden: feuchte Bodenschicht, Absinkinversion darüber), im Bereich des Jets ist die Feuchteschicht hochreichender, aber weiterhin deutlich gedeckelt (Idar-Oberstein), anders weiter südlich auf der warmen Seite des Jetstreams. Die Schneeschauer zeigen sich im Satellitenbild als unregelmäßige Wolkenklumpen (weiß eingekreist).
Der Aufstieg fand wenige Stunden vor dem Durchzug der kräftigen Schneeschauer statt. Über der stabil geschichteten Kaltluft am Boden befindet sich eine deutlich labile Schichtung (rote Kurve), die von rund 850 hPa bis 400 hPa hinaufreicht und damit in die stark gescherte mittlere Troposphäre hinein. Es handelt sich damit um klassische Warmlufteinschubkonvektion.
Das Archivradarbild gibt eine Vorstellung davon, wie sich die Schneeschauer in der straffen Westsüdwestströmung organisierten, verstreute, clusterförmige Niederschlagsechos mit einem linienhaft ausgeprägtem Maximum. Bodennah herrschte gleichzeitig Ost- bis Nordwind.
Einen endgültigen Beleg liefert das Webcam-Bild vom Herzogstand/Fahrenbergkopf (1731m) in den Bayerischen Voralpen nordwestlich des Walchensees mit Blickrichtung Nordost (über den Kochelsee hinweg). Es zeigt die ruhende Kaltluft in Bodennähe gekennzeichnet durch Nebel und feuchten Dunst. Etwa auf Augenhöhe liegt eine ausgedehnte Wolkenbank mit vertikalen Quellungen (Altocumulus castellanus). Sie markiert den Einschub instabil geschichteter Warmluft am Oberrand der Kaltluftschicht. Von diesem Niveau her entstanden die kräftigen Schauer.
Zusammenfassung:
Die Wetterlage bestand aus einer föhnigen Südwestströmung im Alpenraum und der Zufuhr feuchtwarmer Luft nördlich der Alpen. Diese gleitete auf der kalten Bodenluft auf. Da die Warmluft instabil geschichtet war und durch die Lage auf der warmen Seite des Jetstreams starke vertikale Windscherung vorlag, resultierte ein konvektiver Niederschlagscharakter mit schnellziehenden, heftigen Schneeschauern. Die Wettermodelle unterschätzten damals die Labilität deutlich, entsprechend auch die Neuschneesummen.